Die Apps der Telekom: Entertain to go

Schon seit Jahren bietet die Telekom den Fernsehdienst "Entertain" an. Dabei bekommt man diverse Fernsehsender über seine Internetleitung ins Haus geliefert. Dadurch sind Dienste wie "zeitversetztes Fernsehen" oder das gleichzeitige Aufzeichnen mehrerer Fernsehsendungen möglich.

Ebenfalls seit einiger Zeit bietet die Telekom ihren Entertain-Kunden die Zusatzoption "Entertain to go" an. Vor ein paar Monaten hat die Telekom diese Option aufwertet.

Für 6,95 EUR im Monat (der erste Monat kostet keine Grundgebühr) kann man 40 TV-Sender auf seinem Tablet, seinem Smartphone oder seinem Computer sehen und ist nicht mehr an den Mediareceiver der Telekom und seinen Fernseher gebunden. Voraussetzung sind ein WLAN, ein Telekom-Hotspot oder eine Mobilfunkverbindung.

Ob die Zubuchoption "Entertain to go" praktisch ist, kannst du in diesem Beitrag nachlesen.

Zunächst einmal klingt die Werbung der Telekom "Jetzt mit Fernsehen für unterwegs" ganz gut. Und auch die einzelnen von der Telekom genannten Vorteile klingen vielversprechend:

  • rund 40 TV-Sender und über 3.000 Filme in der Videothek für "Entertain to go" verfügbar
  • auf Computer, Tablet und Smartphone nutzbar
  • auf vier Geräten gleichzeitig schauen
  • den Gruselfilm im Wald schauen oder den Liebesfilm im Park

Aber was bleibt von diesen Punkten übrig, wenn man genauer hinschaut?

Werfen wir einen Blick auf die Sender. Hier findet man fast nur öffentlich-rechtliche Sender sowie einige Privatsender. Hat man zu seinem Entertain-Paket noch das eine oder andere Pay-TV-Paket hinzugebucht, so schaut man in die Röhre. Diese sind mit "Entertain to go" nicht nutzbar. Für mich stellt das bereits eine starke Einschränkung dar.

Genauso wenig kann man unterwegs die Aufnahmen ansehen, die man auf seinem Mediareceiver gespeichert hat. Will man sich im heimischen WLAN oder auch unterwegs seine Aufnahmen ansehen, so muss man diese im sogenannten Cloud Recorder speichern. Man muss sich daher schon beim Anlegen der Aufnahme überlegen, ob man den Film später auch mittels "Entertain to go" anschauen will oder nicht. Wenn man die Aufnahme auch mittels "Entertain to go" sehen will, muss man bei der Aufnahme auch den Cloud Recorder aktivieren. Sonst kommt man später nicht von seinem Tablet oder Smartphone an die Aufnahme.

Und leider muss man sich auch sehr genau überlegen, ob man später mal die Aufnahme mit seinem Smartphone oder Tablet ansehen will. Denn leider ist die Speicherkapazität des Cloud Recorders sehr begrenzt. Maximal 10 Stunden passen auf den Cloud Recorder. Dann ist Schluss. Wer mehr Speicherplatz in seinem Cloud Recorder benötigt, muss zusätzlich zahlen, nämlich 4,94 EUR für je 20 weitere Stunden Speicherplatz in seinem Cloud Recorder.

Und der nächste Nachteil: Etliche der Privatsender erlauben nicht, dass ihre Sendungen im Cloud Recorder gespeichert werden. Das heißt, diese kann man nur live gucken. Unterwegs eine aufgenommene Sendung zu schauen, ist nicht möglich, da die Speicherung eben nur auf dem Mediareceiver erfolgen darf, den man aber über "Entertain to go" nicht erreicht.

Und der nächste Punkt, den die Telekom in ihrer Werbung geschickt im Kleingedruckten verbirgt, der aber wichtig ist: Schaue ich mir die Sendungen über eine Mobilfunkverbindung an, so geht der Datenverbrauch zu Lasten meines High-Speed-Volumens. Und das Schauen von Sendungen ist sehr datenhungrig, wie ich selbst ausprobiert habe. So erzeugen 2 Minuten Fernsehen im Mobilfunknetz bereits ein Datenvolumen von ca. 30 Megabyte (MB). Das heißt also, pro Minute fallen ca. 15 MB an. Das ist schon heftig, vor allem, wenn man bedenkt, wie wenig Inklusivvolumen viele Kunden nur haben. Bei einem Inklusivvolumen von 200 MB ist bereits nach gut 13 Minuten Schluss mit einer schnellen Internetverbindung. Bei einem Inklusivvolumen von 500 MB kommt man immerhin auf gut 33 Minuten und bei einem Gigabyte (GB) kann man gut 68 Minuten fernsehen oder Video schauen.

Schauen wir uns unter diesen Voraussetzungen mal die Werbung aus dem Flyer an, den mir die Telekom vor ein paar Tagen ins Haus geschickt hat. "Wie wäre es mit einem Gruselfilm im Wald?" werde ich da gefragt. Nun, ein Film durchschnittlicher Länge dürfte zwischen 90 und 120 Minuten lang sein. Das heißt, es fallen zwischen 1.350 MB und 1.800 MB Datenvolumen an. Im Wald wird man davon ausgehen können, dass man weder WLAN noch einen Hotspot der Telekom zur Verfügung hat. Also müssen die Daten über die Mobilfunkverbindung übertragen werden. Und da dürfte das Inklusivvolumen vieler Verträge deutlich vor dem Ende des Horrorfilms schlapp machen. Man könnte natürlich für 4,95 EUR weitere 250 MB bei der Telekom nachbuchen. Aber dann kommt nach dem Horrorfilm eine Horrorrechnung. Ähnliches gilt natürlich auch für den Liebesfilm im Park, den mir die Telekom in ihrem Flyer schmackhaft machen will.

Auch dem Akku dürfte das längere Anschauen eines Films über das Mobilfunknetzes nicht wirklich gut tun. Ständig mit Höchstgeschwindigkeit Daten zu übertragen, dürfte ziemlich am Akku saugen. Dabei lassen wir mal die Frage offen, ob ich im Wald oder im Park wirklich schnelles Internet haben werde.

Fazit: Auf dem iPad beim Kochen in der Küche mal eben ein wenig fernzusehen, geht mit "Entertain to go". Unterwegs einen Film zu schauen, dürfte aufgrund des geringen Inklusivvolumens vieler Tarife der Telekom unmöglich sein, da man dabei sein Inklusivvolumen lässig aufbraucht oder gar deutlich überschreitet. Die Idee der Telekom ist prinzipiell gut. Aber solange wir als Kunden nicht genügend Inklusivvolumen zu bezahlbaren Preisen in unseren Verträgen haben, wird man unterwegs mit "Entertain to go" sicherlich nicht groß fernsehen können.