Kaum passt man bei einer Onlinebestellung nicht auf, schon ist man bei einem Verkäufer gelandet, der seine Ware mittels DPD - oder einem anderen Mitbewerber der Deutschen Post - verschickt. Und schon beginnt das Drama für einen berufstätigen Single! Denn DPD hat so seine ganz eigene Vorstellung davon, was es bedeutet, den Empfänger benachrichtigt zu haben.
Früher war es ganz einfach. Da gab es nur die Bundespost. Und deren Paketzusteller hatten damals so nette rote Karten, die einem in den Briefkasten geworfen wurde, wenn einen der Paketzusteller nicht angetroffen hatte und es ihm auch nicht möglich gewesen war, das Paket bei einem Nachbarn abzugeben.
Doch heute ist alles anders. Speziell die Mitbewerber von DHL, dem Paketdienst der Deutschen Post, haben ganz eigensinnige Vorstellungen, ob sie den Empfänger überhaupt benachrichtigen.
Am 26.5.2015 begann das Drama seinen Verlauf zu nehmen. Da bestellte ich ahnungslos auf amazon.de bei einem Verkäufer drei Eulen (nichts hören, nichts sehen, nichts sagen). Ich übersah dabei, dass dieser Verkäufer mit DPD versendete, wunderte mich lediglich, dass die Zustellung nicht an die Packstation erfolgen konnte.
Am 27.5.2015 meldete Amazon dann, dass der Verkäufer die Eulen verschickt hatte. Im Kleingedruckten las ich, dass das Paket über DPD versandt worden war. Mir grauste fürchterlich! Sicherheitshalber gab ich die Daten in meine App zum Paketetracken ein und harrte der Dinge, die mich erwarten sollten.
Nach einigen Zwischenberichten am 28.5.2015 meldete meine App am 29.5.2015, dass das Paket auf dem Weg zu meiner Wohnung war. Natürlich würde ich nicht zu Hause sein. Denn ich musste ja arbeiten, um mir den Kauf der 3 Eulen und die Nutzung so toller Paketdienste wie DPD leisten zu können.
Am späten Vormittag informierte mich die App dann, dass der Paketzusteller den Empfänger, also mich, nicht zu Hause angetroffen hatte, dass aber der Empfänger informiert worden war.
Als ich am späten Nachmittag nach Hause kam, suchten meine Augen sowohl den Klingelbereich als auch den restlichen Türbereich des Hauses ab, in dem ich wohnte. Denn dort hinterließen einige andere Paketzusteller ihre Benachrichtigungskarten, wenn sie mich nicht antrafen. Doch so sehr sich meine Augen auch abmühten, sie konnten keine Benachrichtigungskarte von DPD entdecken.
Da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, redete ich mir ein, dass der DPD-Paketzusteller vielleicht irgendwie ins Haus gekommen sei und die Benachrichtigungskarte in meinen Briefkasten geworfen haben könnte. Doch auch dort: gähnende Leere.
Irgendwie kam mir das alles sehr vertraut vor. Denn leider wurde ich nicht zum ersten Mal Opfer des "erstklassigen" Benachrichtigungsservice von DPD. Jedes Mal hatte ich mich telefonisch beschwert. Jedes Mal wurde mir versichert, dass das nicht in Ordnung sei und dass man dafür sorgen werde, dass dies nicht wieder passiert. Doch es passierte natürlich immer wieder.
Dieses Mal beschloss ich, eine E-Mail zu schreiben. Die könnte man nicht ganz so einfach unter den Teppich kehren, wie einen Anruf. Da müsste DPD eigentlich mal drauf reagieren.
Und DPD reagierte, nämlich heute, am 1.6.2015 und teilte mir mit, dass man meine Verärgerung verstehe, man aber noch wissen müsste, ob denn mein Briefkasten frei zugänglich sei, ohne dass ein Mitbewohner dem Paketzusteller von DPD die Haustür öffnen müsste.
Ich erklärte, dass der Briefkasten im Haus und die Tür verschlossen sei, dass es aber die Mitbewerber von DPD in der Regel aber schafften, Benachrichtigungszettel an der Haustür zu hinterlassen, einige würden sogar bis zu meinem Briefkasten vordringen und ganz besonders engagierte Firmen würden es sogar schaffen, Pakete bei einem meiner vielen freundlichen Nachbarn abzugeben.
Wenige Stunden später erwischte mich die nächste E-Mail wie ein nasser Waschlappen im Gesicht. Die Callcenter-Dame von DPD teilte mir per E-Mail mit, dass der DPD-Paketzusteller in diesem Fall absolut richtig gehandelt habe: "Aufgrund der sich häufenden Beschwerden sind unsere Mitarbeiter inzwischen dazu angehalten nur noch bei vorliegen einer schriftlichen Genehmigung, unter Angabe eines Namens bei entsprchenden Nachbarn zu klingeln. Klebestreifen dürfen aus ebenfalls den gleichen Gründen von unseren Fahrern nicht mehr genutzt werden."
Die Dame erklärt natürlich nicht, wer sich beschwert hat und worüber. Man bleibt lieber unklar. Dann argumentiert es sich wesentlich einfacher und man bietet keine Angriffsfläche. Haben sich die Empfänger beschwert oder die Nachbarn? Und worüber? Dass eine Benachrichtigungskarte am Eingangsbereich klebte? Oder dass die Benachrichtigungskarte sogar im Briefkasten lag? Ich war sprachlos. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte ob dieser Dreistigkeit und überaus fantastischen Kundenorientierung.
Auf jeden Fall wissen wir jetzt, was DPD meint, wenn der Paketzusteller in seinem elektronischen System vermerkt: "Empfänger nicht angetroffen, Empfänger wurde benachrichtigt". Es bedeutet also nur eins: Er hat - hoffentlich - beim Empfänger geklingelt. Mehr aber auch nicht! Es heißt eben nicht, dass der Empfänger benachrichtigt wurde. Denn wenn die Tür verschlossen war, darf der DPD-Paketzusteller mich ja gar nicht benachrichtigen. Das ist ihm von Amts wegen verboten, ähm, von den DPD-Regularien. Und die dienen ja nur zum Schutz von allen.
Das bedeutet also: Jemand, dessen Bestellung von DPD geliefert wird, kann nicht sicher sein, dass er benachrichtigt wird, wenn ein oder mehrere Zustellversuche fehlschlagen. Der Besteller kann nur hoffen, dass ihm der Verkäufer Informationen schickt, mit denen er seine Sendung nachverfolgen kann. Und dann muss er selbst bitte schön regelmäßig nachschauen, was denn nun mit seinem Paket ist. Oder er muss eine entsprechende App benutzen, die ihn regelmäßig per Push-Notifications über alle Statusaktualisierungen informiert.
Nur was macht jemand, der online bestellt und kein Technikfreak ist. Jemand, der nicht aktiv den Status seiner Sendung verfolgt und so gar nicht mitbekommt, dass DPD schon ein, zwei oder gar drei erfolglose Zustellversuche gemacht hat? Wie kommt dieser an sein Paket? Wie erfährt dieser von DPD, dass man ihn durch den Nichteinwurf einer Benachrichtigungskarte informiert hat, dass man ihn nicht angetroffen hat?
Ich werde jedenfalls daraus Konsequenzen ziehen.
Ich werde in Zukunft Verkäufer auffordern, über DHL zu liefern. Und wenn sie dazu nicht bereit sind, werde ich mir einen anderen Verkäufer suchen, der genau dies tut. Denn nur so werden wir Firmen wie DPD dazu bringen, kundenfreundlicher zu reagieren und zu erkennen, dass das Geld, das sie von den Verkäufern für den Versand der Pakete erhalten, von uns, den Käufern kommt. Vielleicht lernen Firmen wie DPD dann, dass man sich an unseren Bedürfnissen ausrichten muss und nicht an denen des Verkäufers.
Meine Eulen habe ich übrigens heute eher zufällig bekommen. Der Paketzusteller kam so unglaublich früh, dass ich noch zu Hause war.