Völlig unbemerkt von der Allgemeinheit hat DHL einen neuen Service eingeführt: Die Sightseeing-Tour für Pakete. Und mein Paket durfte gestern als Erstes diesen neuartigen Service nutzen.
So teilte mir meine App am Vormittag des 26. Oktobers mit, dass mein Paket um 6.33 Uhr in das Zustellfahrzeug geladen wurde und dass die Zustellung am selben Tag erfolgen sollte.
Die Zeit verstrich, und mein Paket kam nicht an. 12 Uhr. Kein Anzeichen von meinem Paket. 15 Uhr. Immer noch nichts Neues. Mein Paket wurde noch immer im Zustellfahrzeug spazieren gefahren und genoss vermutlich die wunderbare Aussicht auf Münchens Straßen.
Als ich um 18 Uhr nach Hause kam, wurde das Paket offensichtlich immer noch herumkutschiert. Auch um 22 Uhr hatte sich dieser Zustand noch nicht geändert. Offensichtlich spendierte DHL meinem Paket ohne Aufpreis auch noch die Tour "München bei Nacht".
Augenscheinlich müssen der DHL-Fahrer und mein Paket die ganze Nacht im Zustellfahrzeug verbracht und München bis in die kleinste Ecke erkundet haben. Denn sie sind laut meiner App und der Internetseite zur Sendungsverfolgung von DHL nie ins Depot zurückgekehrt. Das nenne ich wirklich Einsatz. Was man für ein paar Euro einem kleinen Paket alles bietet.
Vermutlich hat man dann heute Morgen das Fahrzeug und besonders den Fahrer gewechselt. Denn der war nach einer derartigen Nacht bestimmt todmüde. Darum wurde mein Paket um 8:54 Uhr in ein anderes Zustellfahrzeug geladen.
Und wieder wurde mein Paket durch München kutschiert. Ich fragte mich, was mein Paket wohl noch nicht gesehen hatte.
Um 15.44 Uhr wurde mir dann mitgeteilt, dass die Sightseeing-Tour für mein Paket nun beendet sei und es sich an seiner Zustelladresse eingefunden habe. Ich konnte auch in der App erfahren, dass mein Paket in die Obhut "einer anderen Person" (so stand es in der App) namens Braun gegeben wurde. Das kam mir merkwürdig vor. Denn ich kenne in unserem Haus keine Person mit dem Nachnamen Braun. Als ich nach Hause kam, bestätigte ein intensiver Blick auf die Klingelanlage, dass es in unserem ganzen Haus niemanden gibt, der auf den Namen Braun hört. Wem hatte der Zusteller dann mein armes, hilfloses Paket anvertraut, das sich gestern und heute München so ausgiebig hatte anschauen dürfen?
Als ich dann aus dem Aufzug trat und mich in Richtung meiner Wohnung drehte, sah ich, wer "eine andere Person" Braun wohl war: mein Fußabtreter! Denn direkt neben diesem lag mein kleines Paket, total panisch, weil es dort einfach so abgelegt und seinem Schicksal überlassen worden war.
Tja, liebe Manager von DHL: Es ist ja schön, dass ihr meinen Paketen auch etwas bieten wollt und mit ihnen eine Sightseeing-Tour durch München veranstaltet. Aber ich persönlich fände es besser, wenn eure Mitarbeiter auf die Sightseeing-Touren für meine Pakete verzichten würden und stattdessen diese pünktlich zustellen würden. Außerdem würde ich es begrüßen, dass diese nicht allein auf meiner Türschwelle, ähm, neben meinem Türabtreter zurückgelassen werden, sondern bei einem liebevollen Nachbarn abgegeben werden.